Freitag, 28. September 2007

Lhasa -> Kathmandu

21.09 bis 27.09


Lucky Yak! Aussicht auf türkises Wasser und schneebedeckte Berge

Die ca. 920 KM lange Strecke zwischen Lhasa und Kathmandu heisst Friendship-Highway. Dabei darf man sich von dem Wort "Highway" nicht blenden lassen. Zwar ist ca. die Hälfte der Strecke asphaltiert, aber der letzte Teil 110 KM vor und hinter der Grenze ist um so abenteuerlicher. Zitat aus dem Lonely Planet: "Enjoy the teeth-rattling Friendship Hwy over the plateau´s high passes and down into the subcontinent, before this bad boy gets paved".
Ausgestattet mit einem Landcruiser, einem Fahrer und einem Guide machten wir uns auf. Dabei waren die Etappen bis auf den letzten Tag recht kurz und betrugen ca. 4 Stunden. Wir übernachteten jeden Tag in einem anderen Ort. Gale, Gawen und Emma, meine englischen Kameraden, waren dabei sehr auf die buddhistischen Tempel fixiert. Dies brachte uns auf manche Anhöhen mit genialen Ausblicken, allerdings gehe ich, nachdem ich bereits zu viele Tempel in Indien, Thailand, China und Tibet gesehen habe, nicht mehr hinein. Zum einen, weil es irgendwann mal nichts Neues mehr zu sehen gibt, und zum anderen weil die Eintrittspreise (ca. 5 Euro) überteuert sind.

Wir überquerten mehrere Pässe wobei uns der Höchste auf 5.220 Meter n.N. brachte. Sehr beeindruckend war die türkise Farbe des Yamdrok-Tso Lake auf 4.500 Metern n.N.

Am Tag 5 stand das Highlight der Tour auf dem Plan: Everest-Base-Camp (EBC). Der Mount Everest befindet sich zwar in Nepal, aber die Sicht vom EBC in Tibet soll noch besser sein. Das Camp selbst befindet sich auf 5.000 Metern und besteht aus ca. 50 rechteckigen Zelten an einer Strasse mit ca. 200 Metern länge. Die Zelte dienen als Hotels, die von Locals geführt werden. Der erste Tag war sehr bewölkt und somit enttäuschend. Nach einer sehr sehr kalten Nacht machten wir uns am nächsten Morgen um sieben Uhr für einen einstündigen Marsch zum höheren Base-Camp auf 5.200 Metern auf, um den Sonnenaufgang und die Sicht zu geniessen. Gale musste nach ca. 15 Minuten kehrt machen, weil ihr die Höhenluft zu sehr zu schaffen machte. Emma, Gawen und ich aber kaempften uns Meter um Meter weiter und höher, wobei es aber in meinem Kopf auch ein wenig hämmerte. Am Ziel angekommen, war es mittlerweile hell geworden und keine Wolke am Himmel zu sehen. Das lag aber daran, dass der Nebel die Sichtweite auf wenige 100 Meter reduzierte. Enttäuscht und durchgefroren kamen wir wieder unten an und brauchten Stunden, um wieder aufzuwärmen und uns von dem kleinen Marsch zu erholen. Wie es manche Bergsteiger schaffen, den Gipfel des Everest (8.850m) ohne zusätzlicher Sauerstoffversorgung zu erklimmen, ist für mich unbegreiflich.

Am Tag Nr 6 saßen wir den ganzen Tag im Jeep, abgesehen von kurzen Pausen. Dabei durchfuhren wir gegen Abend den spannendsten Abschnitt dieses Trips. Wir hatten das Ende des Plateaus erreicht. Dass hiess, von ca. 3.500 Metern auf 1.500 runterzufahren. Und das an einem Hang, der eigentlich zu steil und dessen Vegetation zu dicht ist, als das man eine Strasse darin bauen könnte. Aber diese Strasse wurde trotzdem gebaut. Der Zustand ist zwar erbaermlich, aber sie funktioniert. Es ist eine Einbahnstrasse, deren Richtung in regelmässigen Zeitabständen gewechselt wird. Der Blick vom Auto den gähnenden Abhang hinunter, lässt einerseits Gänsehaut aufkommen, aber die saftigen Pflanzen und die vielen Wasserfälle und Flüsse, die teilweise mit dem Jeep durchquert werden, beeindrucken wiederum. Nicht selten ist dieser Highway wegen Erdrutschen oder liegen gebliebenen Fahrzeugen gesperrt. Aber wir hatten es geschafft, am Abend den chinesischen Grenzort Zhangmu zu erreichen.

Am letzten Tag, dem Tag meiner Abreise, beschäftigte mich natürlich ständig der Gedanke, ob ich denn meinen Flieger erreichen werde. Um 9 Uhr verliessen wir das Hotel und machten uns auf zur Grenze. Eigentlich wollten wir in der Bank unser chinesisches Geld loswerden, aber da es dort kein nepalesischen gab, mussten wir uns auf die Geldwechsler auf der Strasse einlassen und verloren dadurch Zeit. Als wir dann zur Grenze kamen, wussten wir uns an einer langen Schlange einreihen. Um 11:30 Uhr hatten wir die chinesische Grenze durchlaufen. Mit einem Taxi fuhren wir weitere 7 KM abenteuerstrecke bis zur nepalesischen Grenze, wobei wir die letzten beiden wegen einem Verkehrschaos durch den Matsch laufen mussten. Nach einer weiteren halben Stunde hatten wir die nepalesische Grenzprozeduren hinter uns, und konnten die Uhr wegen dem Zeitunterschied zwei Stunden zurückstellen.

Eigentlich wollten wir uns von einem Jeep nach Kathmandu bringen lassen, allerdings wollte der Fahrer zu viel Geld von uns. Glücklicherweise konnten wir uns einer russischen Reisegruppe anschliessen, die einen kleinen Omnibus gechartert hatte. Es hiess, die Fahrt nach Kathmandu würde 5 Stunden dauern, und somit war ich bezüglich meines Rückflugs um 20:30 Uhr entspannt. Allerdings sah ich uns eine Stunde später hinter anderen Fahrzeugen auf der Strecke stehen. Was war? Erdrutsch? Unfall? Ich weiss es nicht. Nach fünf Minuten ging es weiter. Nach einer weiteren Stunde standen wir wieder. Der Grund war eine LKW-Panne, die aber nach einer halben Stunde behoben werden konnte. Später kamen noch Pinkel- und Mittagspause dazu, die die Reisezeit erhöhten. Als wir um 15 Uhr immer noch an Berghängen und Reisterassen entlang fuhren, war ich mir meines Rückflugs immer weniger gewiss. Auch das Verkehrschaos in Kathmandu besorgte mich. Aber schliesslich kamen wir um 16:30 Uhr im Zentrum der Stadt an. Die Zeit reichte sogar noch für ein gemütliches und üppiges Abschlussessen mit den Engländern. Eine Tandoori-Chicken-Platte. Lecker! Schade dass nur so wenig Zeit für Nepal übrig blieb, aber wenns am schönsten ist muss man eben aufhören.

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