Montag, 8. Oktober 2007

we are the world ...

... we are the children

Russland



Mongolei



China


Freitag, 28. September 2007

Back @ Home

28.09.2007

Wie immer bei meinen Reisen, freue ich mich einerseits darauf rauszufahren, aber andererseits auch wieder nach Hause zu kommen, wieder im Alltag und in Verpflichtungen zu stecken.

Was bleibt übrig von dieser großen Reise? Mit Sicherheit viele Begegnungen, Erfahrungen und Eindrücke. Positive und Negative. Wie kann man knapp zwei Monate Reisen mit 15.000 Bahnkilometern und vier Ländern in wenigen Worten zusammenfassen?

Zurück zu Hause, freue ich mich darüber, Vetrautem und Zuverlässigem zu begegnen. Schnelle Internetverbindungen, geordnete Schlangen an Schaltern und Zugriff auf sämtliche Seiten des Web´s. In China konnte ich nicht auf meine Seite zugreifen. Um trotzdem meinen Blog upgedated zu halten, mailte ich meiner Schwester die Texte und Fotos, die diese dann auf die Seite stellte.

Ich hoffe, Dich mit diesen Zeilen und Fotos ein wenig in meine Erfahrungen hineingenommen zu haben und dass Du Spass beim lesen hattest.

Lhasa -> Kathmandu

21.09 bis 27.09


Lucky Yak! Aussicht auf türkises Wasser und schneebedeckte Berge

Die ca. 920 KM lange Strecke zwischen Lhasa und Kathmandu heisst Friendship-Highway. Dabei darf man sich von dem Wort "Highway" nicht blenden lassen. Zwar ist ca. die Hälfte der Strecke asphaltiert, aber der letzte Teil 110 KM vor und hinter der Grenze ist um so abenteuerlicher. Zitat aus dem Lonely Planet: "Enjoy the teeth-rattling Friendship Hwy over the plateau´s high passes and down into the subcontinent, before this bad boy gets paved".
Ausgestattet mit einem Landcruiser, einem Fahrer und einem Guide machten wir uns auf. Dabei waren die Etappen bis auf den letzten Tag recht kurz und betrugen ca. 4 Stunden. Wir übernachteten jeden Tag in einem anderen Ort. Gale, Gawen und Emma, meine englischen Kameraden, waren dabei sehr auf die buddhistischen Tempel fixiert. Dies brachte uns auf manche Anhöhen mit genialen Ausblicken, allerdings gehe ich, nachdem ich bereits zu viele Tempel in Indien, Thailand, China und Tibet gesehen habe, nicht mehr hinein. Zum einen, weil es irgendwann mal nichts Neues mehr zu sehen gibt, und zum anderen weil die Eintrittspreise (ca. 5 Euro) überteuert sind.

Wir überquerten mehrere Pässe wobei uns der Höchste auf 5.220 Meter n.N. brachte. Sehr beeindruckend war die türkise Farbe des Yamdrok-Tso Lake auf 4.500 Metern n.N.

Am Tag 5 stand das Highlight der Tour auf dem Plan: Everest-Base-Camp (EBC). Der Mount Everest befindet sich zwar in Nepal, aber die Sicht vom EBC in Tibet soll noch besser sein. Das Camp selbst befindet sich auf 5.000 Metern und besteht aus ca. 50 rechteckigen Zelten an einer Strasse mit ca. 200 Metern länge. Die Zelte dienen als Hotels, die von Locals geführt werden. Der erste Tag war sehr bewölkt und somit enttäuschend. Nach einer sehr sehr kalten Nacht machten wir uns am nächsten Morgen um sieben Uhr für einen einstündigen Marsch zum höheren Base-Camp auf 5.200 Metern auf, um den Sonnenaufgang und die Sicht zu geniessen. Gale musste nach ca. 15 Minuten kehrt machen, weil ihr die Höhenluft zu sehr zu schaffen machte. Emma, Gawen und ich aber kaempften uns Meter um Meter weiter und höher, wobei es aber in meinem Kopf auch ein wenig hämmerte. Am Ziel angekommen, war es mittlerweile hell geworden und keine Wolke am Himmel zu sehen. Das lag aber daran, dass der Nebel die Sichtweite auf wenige 100 Meter reduzierte. Enttäuscht und durchgefroren kamen wir wieder unten an und brauchten Stunden, um wieder aufzuwärmen und uns von dem kleinen Marsch zu erholen. Wie es manche Bergsteiger schaffen, den Gipfel des Everest (8.850m) ohne zusätzlicher Sauerstoffversorgung zu erklimmen, ist für mich unbegreiflich.

Am Tag Nr 6 saßen wir den ganzen Tag im Jeep, abgesehen von kurzen Pausen. Dabei durchfuhren wir gegen Abend den spannendsten Abschnitt dieses Trips. Wir hatten das Ende des Plateaus erreicht. Dass hiess, von ca. 3.500 Metern auf 1.500 runterzufahren. Und das an einem Hang, der eigentlich zu steil und dessen Vegetation zu dicht ist, als das man eine Strasse darin bauen könnte. Aber diese Strasse wurde trotzdem gebaut. Der Zustand ist zwar erbaermlich, aber sie funktioniert. Es ist eine Einbahnstrasse, deren Richtung in regelmässigen Zeitabständen gewechselt wird. Der Blick vom Auto den gähnenden Abhang hinunter, lässt einerseits Gänsehaut aufkommen, aber die saftigen Pflanzen und die vielen Wasserfälle und Flüsse, die teilweise mit dem Jeep durchquert werden, beeindrucken wiederum. Nicht selten ist dieser Highway wegen Erdrutschen oder liegen gebliebenen Fahrzeugen gesperrt. Aber wir hatten es geschafft, am Abend den chinesischen Grenzort Zhangmu zu erreichen.

Am letzten Tag, dem Tag meiner Abreise, beschäftigte mich natürlich ständig der Gedanke, ob ich denn meinen Flieger erreichen werde. Um 9 Uhr verliessen wir das Hotel und machten uns auf zur Grenze. Eigentlich wollten wir in der Bank unser chinesisches Geld loswerden, aber da es dort kein nepalesischen gab, mussten wir uns auf die Geldwechsler auf der Strasse einlassen und verloren dadurch Zeit. Als wir dann zur Grenze kamen, wussten wir uns an einer langen Schlange einreihen. Um 11:30 Uhr hatten wir die chinesische Grenze durchlaufen. Mit einem Taxi fuhren wir weitere 7 KM abenteuerstrecke bis zur nepalesischen Grenze, wobei wir die letzten beiden wegen einem Verkehrschaos durch den Matsch laufen mussten. Nach einer weiteren halben Stunde hatten wir die nepalesische Grenzprozeduren hinter uns, und konnten die Uhr wegen dem Zeitunterschied zwei Stunden zurückstellen.

Eigentlich wollten wir uns von einem Jeep nach Kathmandu bringen lassen, allerdings wollte der Fahrer zu viel Geld von uns. Glücklicherweise konnten wir uns einer russischen Reisegruppe anschliessen, die einen kleinen Omnibus gechartert hatte. Es hiess, die Fahrt nach Kathmandu würde 5 Stunden dauern, und somit war ich bezüglich meines Rückflugs um 20:30 Uhr entspannt. Allerdings sah ich uns eine Stunde später hinter anderen Fahrzeugen auf der Strecke stehen. Was war? Erdrutsch? Unfall? Ich weiss es nicht. Nach fünf Minuten ging es weiter. Nach einer weiteren Stunde standen wir wieder. Der Grund war eine LKW-Panne, die aber nach einer halben Stunde behoben werden konnte. Später kamen noch Pinkel- und Mittagspause dazu, die die Reisezeit erhöhten. Als wir um 15 Uhr immer noch an Berghängen und Reisterassen entlang fuhren, war ich mir meines Rückflugs immer weniger gewiss. Auch das Verkehrschaos in Kathmandu besorgte mich. Aber schliesslich kamen wir um 16:30 Uhr im Zentrum der Stadt an. Die Zeit reichte sogar noch für ein gemütliches und üppiges Abschlussessen mit den Engländern. Eine Tandoori-Chicken-Platte. Lecker! Schade dass nur so wenig Zeit für Nepal übrig blieb, aber wenns am schönsten ist muss man eben aufhören.

Lhasa

17.09 bis 21.09

Der Potala-Tempel, der eigentliche Sitz des Dalai-Lama in Lhasa

Lhasa ist die Hauptstadt von Tibet, wobei es mit seinen 121.000 Einwohnern eine recht ueberschauliche Stadt ist. Anstrengend an dieser Stadt ist, dass sie auf einer Hoehe von 3.700 Metern liegt. Wenn man zu schnell die Treppen hochläuft, sich zu schnell be- oder entkleidet oder zu viel erzählt, macht sich der Sauerstoffmangel schnell bemerkbar. Es ist schwer, sich auf dieser Höhe wohl zu fühlen. Das Stadtbild ist geprägt vom Potala-Tempel, sozusagen der Hauptsitz des tibetischen Buddhismus und des Dalai-Lama, der allerdings von den Chinesen verbannt wurde, jetzt in Indien zu Hause ist und von dort aus seiner Aufgabe als reinkarnierter Gottheit nachkommt.

Die Tibeter sind mir als ein sehr friedliche und offensichtlich religiöse Menschen aufgefallen. Die Religiösität fällt vor allem allem durch die mobilen Gebetsmühlen und Gebetsketten auf. Recht oft sieht man in der Altstadt von Tibet alte traditionell gekleidete Damen deren dunklen Gesichter tiefe Furchen aufweisen, mit der Gebetsmühle in der einen und der Gebetskette in der anderen Hand durch die Strassen laufen. Einerseits ist es ein sehr friedliches Bild. Die Tibeter drehen wohl seit Jahren ihre Gebetsketten und Gebetsmühlen und darin steckt wohl eine gewissen Hoffnung, aber ob - profan ausgedrückt - eine solche mechanische Routine Gott erfreut, möchte ich stark bezweifeln.

Lhasa ist insgesamt anders als die üblichen Städte in denen die Traveller landen. Es sind auffällig viele Touristen hier, und auch mehr ältere Touristen. Dabei wundere ich mich, wie die mit der Höhenluft zurechtkommen, wenn ich als junger Kerl damit Probleme habe. Ausserdem war ich das erste mal in einem Hostel, in dem die Asiaten (Japaner & Chinesen) in der Überzahl waren. In meinem Vier-Bett-Zimmer kam ich mit drei Japanern unter.

Lhasa sollte eigentlich nur eine kurzer Aufenthalt werden, um drei weitere Backpacker für einen Fuenf-Tages-Jeep-Trip durch den Himalaya zur tibetischen Grenze zu finden. Die schwarzen Bretter der Hostels sind bestickt mit entsprechenden Nachrichten. Schliesslich traf ich die Engländer, die ich bereits im Zug kennenlernte noch mal, deren Planung sich zu meinen Gunsten geändert hatte. Abreise am 21.09 und Ankunft an der Grenze am 26.09, die wir allerdings erst am nächsten Tag passieren können. Am Abend des 27.09 ist mein Rückflug von Kathmandu. Da ich keine anderen Leute fand, liess ich mich auf diesen sehr zeitkritischen Trip ein, der mich evtl. meinen Rückflug kosten könnte.

Mittwoch, 19. September 2007

Chongqing -> Lhasa

15.09 bis 17.09 (46h, 3.650 KM)

Der Grossteil des Qinghai-Railway verläuft auf einer Höhe von über 4.000 Metern

Morgens um 9 Uhr legten wir mit dem Boot in Chongqing an, und um 10 Uhr stand am Bahnhof ein Treffen mit Yangming, einer Reiseagentin an, die mir das Ticket und das Permit übergeben sollte. Als uns aber das übliche Straßen-Chaos begegnete, und viele Versuche ein Taxi zu erwischen erfolglos blieben, glaubte ich nicht mehr daran, pünktlich am Bahnhof anzukommen. Aber auf einmal ging’s dann doch. Am Bahnhof angekommen, traf ich dann tatsächlich Yangming an, die mir nach der Restzahlung die Papiere übergab. Da mein Zug erst um 20 Uhr abreiste, folgte ich Yangmings Einladung, einen kleinen Ausflug in die Altstadt zu machen. Beim gemeinsamen Mittagessen riet sie mir von der lokalen Spicy-Hot-Pan ab, da zu scharf für westliche Geschmacksnerven, und überredete mich zu einer anderen kulinarischen Horizonterweiterung. Ein großer Topf mit dem klassischen chinesischen Gemüse und den Innereien von Hühnern. Alleine hätte ich mich nie darauf eingelassen, aber es war mal etwas jenseits der klassischen Chicken-Rice Gerichte. Schlecht war’s nicht, aber auch nicht gut.

Abends ging dann die Reise los, die auf dem letzten Drittel auf einer der berühmtesten Zugstrecken verlief. Dort befindet sich ein erheblicher Anteil der Trasse auf Pfeilern, welche mit spezieller Technik versehen sind um diese ständig gefroren und der Bodentemperatur angepasst zu halten. Außerdem verfügten die hermetisch verriegelten Waggons über eine Sauerstoffversorgung, um der Höhenkrankheit vorzubeugen. Am höchsten Punkt erreichten wir ca. 5.100 Höhenmeter. Der Ausblick auf diesen Höhen ist gigantisch. Immer wieder sieht man schneebedeckte Berge im Hintergrund. Die Felsformationen und -beschaffenheit ändern sich ständig.

Einerseits ist die Strecke ein technisches Wunderwerk, andererseits aber ein Instrument zur Untergrabung der tibetischen Kultur, welches von der KP missbraucht wird. Im Zug gab es mehrere Ansagen zu den Daten der Strecke. Ein makaberer Satz ist mir dabei hängen geblieben. "... the railway was built, to bring joy and happiness to the people of Tibet". Von wegen Freude und Glück.

Auf Reisen sind die Chinesen meistens Selbstversorger. Zur Grundausstattung gehören Instant-Nudel Töpfe und in Tüten abgepacktes Fleisch. Natürlich hat auch jeder seine Tee-Flasche dabei. Die Männer in meinem Abteil boten mir von ihren Fleischtüten an. Als sie zu sehr drängten, ließ ich mich darauf ein. Als ich die Tüte näher angeschaut habe, merkte ich, dass es Esel-Fleisch war. Das Ende meiner kulinarischen Aufgeschlossenheit war erreicht, als sie mir ein abgepacktes Hühnerbein anboten.

Sonntag, 16. September 2007

Jangtse

11.09 bis 15.09


Der Jangtse - mystisch & idyllisch oder ernüchternd & verschmutzt?

Nach einer 24-stuendigen Zugfahrt bin ich in Yichang angekommen, die Stadt in der ich eine 4-taegige Bootsfahrt über den Jangtse nach Chongqing angetreten habe. Die Zugfahrt war eigentlich recht angenehm, außer dass ich im ersten Abteil neben den Toiletten war. Chinesen haben die dumme Angewohnheit, regelmäßig zu spucken, und suchen dafür das Waschbecken auf (im Restaurant oder Internet-Cafe wird aber auch schon mal einfach auf den Boden gespuckt). Das Spucken an sich ist dabei gar nicht so schlimm, sondern das Geräusch, mit dem der Spuckende vorher leidenschaftlich seinen Rachen durchbläst, ekelhaft!

Bevor es aufs Boot ging, habe ich noch einen Abend und eine Nacht in Yichang verbracht. Obwohl es keine kleine Stadt ist (ca. 0.4 Mio. Einwohner), habe ich dort keinen anderen Touristen/Westler gesehen. Aufgrund der Blicke der Leute kam ich mir mal wieder sehr exotisch vor.

Am nächsten Tag sollte ich angeblich um 10 vom Hotel abgeholt werden, um 12 kam dann endlich jemand. Unterwegs zum Tourbüro, holten wir noch zwei andere Backpacker ab (juhuuu, ich bin nicht der einzige Westler auf dem Boot). Nachdem wir die Restzahlung geleistet haben, hieß es, kommt in drei Stunden wieder. Drei Stunden später wurden wir in ein anderes Büro gefahren, wo es hieß, kommt in zwei Stunden wieder. Gegen sieben Uhr traten wir dann endlich den einstündigen Transfer zum Boot an. Geile Organisation kann man dazu nur sagen!

Endlich konnten wir an Bord gehen, wobei das sehr ernüchternd war. Es ist ja bekannt, dass Fotos aus Reiseprospekten nicht der Wahrheit entsprechen, aber bei den Chinesen ist der Unterschied noch krasser. Da die chinesischen Passagiere alle so gut drauf waren und sich trotz der schäbig bis kitschigen Einrichtung begeistert ihren Brett- und Kartenspielen, dem Teetrinken und den Sonnenblumenkernen widmeten, beschloss ich, meine deutsche Beschwerdementalität zu ignorieren und das Beste aus der Zeit auf dem Kahn herauszuholen. Allerdings ging mir die chinesische Fröhlichkeit schon bald sehr auf die Nerven. Das Wort Rücksicht scheint den Genossen ein Fremdwort zu sein. In der Kajüte wird geraucht, irgendwo ist immer einer der gerade seinen Rachen durchbläst, morgens um 6 Uhr der Fernseher aufgedreht und sich lautstark unterhalten. Wenn ein Landgang oder Ausflug ansteht, laufen alle wie aufgedrehte Hühner zum Ausgang und drängeln als würde das Schiff brennen. Wie gesagt, die Chinesen hatten alle einen Riesenspaß, aber für mich, der ich deutsche Ordnung gewöhnt bin, war es nicht wirklich entspannend.

Der Jangtse, ein mehr als 6.000 Kilometer langer Fluss, ist sozusagen die Lebensader Chinas. Sämtliche Frachter, Fischerboote und Passagierboote konnte ich darauf sehen. Aber auch jede Menge Städte, deren Einwohner teilweise (ca. 2 Mio.) aufgrund des Drei-Schluchten-Damms umgesiedelt werden müssen (die Besichtigung des Damms habe ich bei der Abreise leider aufgrund von mangelhaften Informationen verpasst). Gleichzeitig sieht man aber auch Industriekomplexe unmittelbar am Fluss. Die vielen alten verrosteten Kähne lassen nicht gerade auf eine umweltfreundliche Verbrennung schließen. Das alles ist auch die offensichtliche Erklärung für die braune Brühe namens Jangtse. Der ständige Nebel, der vermutlich auch durch eine gehörige Menge Smog verursacht wird, führt nicht zur Verschönerung des Bildes bei.

Ich fasse es mal so zusammen: Es war eine interessante Erfahrung, aber mit schön oder gemütlich hatte das nichts zu tun. Von wegen idyllische Fluss-Bootsfahrt. Zum Glück waren noch die dänischen Backpacker an Bord, mit denen ich die Zeit mit Schachspielen vertrieben habe. Wir sahen mit Freude der Ankunft entgegen.

Mittwoch, 12. September 2007

Shanghai

07.09 - 10.09


Die berühmte Skyline von Pudong in Shanghai

Die Zugfahrt von Peking nach Shanghai war sehr angenehm. Abends in Peking eingestiegen, eine Nacht gepennt, und am nächsten Morgen ca. 1.200 KM weiter in Shanghai ausgestiegen. Nachdem ich im Hostel eingecheckt habe, machte ich mich auf zu einem Spaziergang. Der Bund, die Prachtstrasse in Shanghai am Fluss mit super Sicht auf die gegenüberliegende Skyline von Pudong, war gerade mal 5 Gehminuten vom Hostel entfernt.

Aber bevor ich mich so richtig auf all das einlassen konnte, musste ich meine nächsten Stationen organisieren. Zum einen die Zugfahrt von Shanghai nach Yichang am Jangtse-Fluss und zum anderen - viel schwieriger - später die Zugfahrt von Chongqing nach Lhasa, was einige Tage Vorlauf für die Organisation des Tibet-Permits (eine kostspielige Schikane - ca. 55 Euro - der Regierung) erfordert. Nach viel Lauferei und Telefoniererei hatte ich eine Dame an der Leitung, die alles für einen angemessenen Preis organisieren würde. Also eMailte ich ihr meinen Reisepass und das Visa, und überwies ihr eine Anzahlung, in der Hoffnung, dass ich sie am 15.09 dann auch wirklich am Bahnhof antreffe und die Dokumente in Empfang nehmen kann.

Nachdem die nächsten Schritte organisiert waren, konnte ich mich auf Shanghai einlassen. Ich bin vor allem viel durch die verschiedenen Stadtteile gelaufen. Pudong, French Concession und Bund. Wenn man mit der Metro unterwegs ist, so ist es an den verschiedenen Stationen immer wieder überraschend, welches Bild einen beim auftauchen aus dem Untergrund erwartet. Meistens war es eine beeindruckende Skyline mit moderner Architektur die mich ins staunen versetzte und wieder dachte ich, wie mickrig Deutschland gegenüber all diesem ist.

Die Nanjing-Shopping-Mall ist ein Erlebnis für sich, vor allem am Abend, wenn es dort trotz fehlendem Sonnenlicht aufgrund der vielen blinkenden Leuchtreklamen immer noch taghell ist. Es wimmelt dort nur so vor Passanten und man läuft dort nur selten allein, weil man ständig von mysteriösen Dealern/Geschäftsleuten umworben wird. "Excuse me Sir, do need a watch? Excuse me Sir, do you need a shirt? Do you need shoes? Do you want a massage? Bags? A Ladies Bar? Marihuana?" Von manchen werde ich wie ein Alien angestarrt, andere zeigen mit dem Finger auf mich und lachen über den blonden großen Westler. Ein Spaziergang über die Nanjing-Shopping-Mall ist wie ein Rausch.

In der Pampa der Mongolei traf ich eine in Shanghai lebende Chinesin, ebenfalls Christ, die mir die Adresse einer Kirche gegeben hatte. Diese suchte ich am Sonnt ag morgen auf und nahm am Gottesdienst teil. Die herausfordernde Predigt konnte ich dank Übersetzung per Kopfhörer auf Englisch verfolgen. Die ca. 600 Personen fassende Kirche war bis zum letzten Platz besetzt.

Im Hostel war es wieder sehr angenehm. Das Personal, die anderen Gäste und meine Zimmerkollegen, ein Usbeke, eine Irin und ein Schweizer. Dabei fand ich die Begegnung mit dem Usbeken am spannendsten, der Frau und Kind in Russland auf unbestimmte Zeit verlassen hat, und hier auf Jobsuche war, um als Englisch-Lehrer etwas mehr Geld zu verdienen.

Dienstag, 11. September 2007

Peking

02.09 bis 06.09


Tiananmen Square, Platz des himmlischen Friedens in Peking

Mittlerweile habe ich es nach China geschafft. Ins Reich der Mitte, ins wahre China. Obwohl man hier einer anderen Welt begegnet, muss ich sagen, dass es mich weniger überrascht hat, als erwartet, was vermutlich an den vorherigen Konfrontationen mit asiatischen Ländern liegt. Als erstes ist mir in Peking die schlechte Sicht, sprich der Smog in der Stadt aufgefallen, was sich in den meisten darauf folgenden Städten wiederholte. Es ist irgendwie etwas bedrückend, die Sonne und die Aussicht wie durch einen Filter wahrzunehmen. Die Skyline, der Park und der Sommer-Palast verlieren dadurch an Attraktivität.

Das Hostel, in welches ich mit den beiden Spaniern eincheckte, lag lediglich 10 Geh-Minuten vom Platz-des-himmlischen-Friedens entfernt. Aber auch die Strasse vor der Tür, war schon eine Attraktion für sich. Eine Einbahnstrasse, auf der Autos eher die Ausnahme sind, aber dafür Fahrräder in unterschiedlichsten Groessen und Format und mit vielfältiger Fracht. Die Fahrräder müssen sich durch die Fußgänger-Massen kämpfen und jeder ist dementsprechend am klingeln. Nicht selten haben die Fahrräder elektrische Klingeln mit den schrillsten Geräuschen. Natürlich hat es jeder eilig und jeder ist sich selbst der nächste beim erkämpfen eines jeden Zentimeters. Kleine Shops, Restaurants und Garküchen sowie die Dämpfe und Düfte aus den vielen Töpfen und Pfannen und bilden die Kulisse in dieser Szene.

Neben vielen Spaziergängen über den Platz-des- himmlischen-Friedens und Shopping-Malls, habe ich mir die Verbotene Stadt, den Sommer-Palast und die Chinesische Mauer angeschaut. Die vielen Wolkenkratzer und klotzigen modernen Gebäude sind wirklich beeindruckend und lassen ein Berlin, in dem der Potsdamer Platz der ganze Stolz moderner Architektur ist, ganz schön blass aussehen. Die Verbotene Stadt war einen Ausflug wert, allerdings bin ich nicht geschichtsinteressiert genug, als dass ich mich auf die Geschichten und Zeremonien der vielen Kaiser in sämtlichen Gebäuden eingelassen hätten. Das gleiche wiederholte sich dann im Sommer-Palast, der, aufgrund des Sees, etwas weitläufiger angelegt war, aber aufgrund des Smogs nicht wirklich schön wirkte. Das Hostel bot einen Tages-Ausflug zur Secret-Wall an, eine Alternative zu den offiziellen und überlaufenen Stellen der Chinesischen Mauer. Nach zwei Stunden Busfahrt waren wir fast da. Ein betagter Mann führte uns - eine Horde Backpacker - über anspruchsvolle Höhen und Wege zur stark eingefallenen Mauer, auf der wir auch noch fast zwei Stunden unterwegs waren, bevor es wieder ins Tal ging.

Und dann gab es noch einen ganz besonderen Tag in Peking. Der Tag, an dem ich per UPS meine Ersatz-Kreditkarte erhalten habe. Nach viel telefonieren, bangen und hoffen bin ich wieder liquide und kann das Reisen unbeschwert fortsetzen.

Ich wäre gerne länger in Peking geblieben, aber mein Zeitplan ließ nicht mehr zu. Also war es an der Zeit, dem netten Hostel und meinen temporären Reisepartnern - den beiden Spaniern und dem Italiener - tschüss zu sagen. Als ich abends am Hauptbahnhof ankam, um mit dem Nachtzug nach Shanghai zu fahren, war ich überrascht davon, wie überfüllt es davor war. Würden nicht bereits vor dem Eingang Ticketkontrollen durchgeführt werden, so würde drinnen wahrscheinlich gar nichts mehr gehen. Aber nachdem ich die Massen draußen überwunden hatte, konnte ich in Ruhe mein Bahnsteig und meinen Zug aufsuchen.

C h i n a A l l g e m e i n
Hinsichtlich der Gesellschaftsordnung wird in den westlichen Medien oft darüber diskutiert, ob in China nun der Kapitalismus oder der Kommunismus herrscht, oder beides. Meine Beobachtungen aus dem Alltag ergeben ein anderes Urteil. In China herrscht Anarchie. Ich habe den Eindruck, jeder macht hier was er will. Rauchen-Verboten-Schilder im Zug interessieren keinen. Rote Ampeln werden ignoriert, es sei denn, ein Polizist mit einer Pfeife im Mund nötigt die Autofahrer zum Halt. Im Internet-Cafe wird die Kippe auf den Boden geworfen und auf den Boden gespuckt. Im Restaurant wird Müll einfach fallen gelassen. Wenn ich in einer Schlange einen Höflichkeits-Abstand zum nächsten lasse und kurz nicht aufpasse, drängelt sich Ratz-Fatz einer vor. Aber anstatt im völligen Chaos zu versinken, funktioniert dieses Land trotzdem. Irgendwie furchtbar, aber gleichzeitig auch beeindruckend.

Mongolei - China

31.08 bis 02.09 (36h & ca. 1.700 KM)

So wird am Bahnhof in der Mongolei Abschied genommen

Obwohl wir (die beiden Spanier, der Italiener & ich) uns bereits ca. 10 Tage vor dieser Zugabreise um Tickets bemüht haben, sind wir an keine ordentlichen drangekommen. Also gingen wir zu einem Travel-Agent, der uns einen ganz speziellen Deal angeboten hat. Drei Züge und zwei Mal umsteigen, wobei er uns lediglich das erste Ticket und zwei Gutscheine für die anderen beiden geben konnte. Die anderen beiden würden an den jeweiligen Bahnhöfen von seinen Partnern eingelöst werden. Da wir sonst keine Alternative hatten, ließen wir uns auf diese etwas mysteriöse Handhabung ein.

Es war eine schwere Aufgabe, am Abend der Abfahrt in Ulaanbaator/Mongolei in den Zug zu gelangen. Abschiede in der Mongolei werden nämlich ausgedehnt und dramatisch zelebriert. Vor unserem Zugwaggon war eine große Menschentraube, die wir erst Mal durchdringen mussten. Auch als wir endlich im Waggon waren, so waren wir noch lange nicht im Abteil. Der Gang war nämlich voller Menschen und Gepäck, sodass es keinen Zentimeter voranging. Schließlich schritt die Schaffnerin durch den Gang und sorgte mit ernster Stimme und einem kleinen Stock für Ordnung und verjagte die Verwandtschaft der Abreisenden. Dann tummelten sich die Massen auf dem Bahnsteig und jeder versuchte an die Fenster heranzukommen, um noch einen Blick zu erhaschen. Tüten und Taschen wurden durch die Fenster gereicht. Parallel dazu gab es ein Blitzlichtgewitter, für ein letztes und noch ein allerletztes Foto vom Abreisenden. Schließlich drehten sich die Zugräder und es kehrte Ruhe ein.

Am nächsten Tag erreichten wir die Grenze und durchliefen die üblichen Passkontrollprozeduren. Auf der chinesischen Seite in Erlian stand das erste Umsteigen an. Das Eintauschen des Gutscheins in ein Zugticket hat sogar geklappt, und zwei Stunden später saßen wir im nächsten Zug. Dies war ein chinesischer Zug und mir begegnete eine komplett andere Atmosphäre. Bisher hieß 2. Klasse immer 4-Bett-Kompartment mit Tür. In China bedeutet 2. Klasse ein 6-Bett-Kompartment ohne Tür. Also ist es eher mit einem Großraum-Waggon zu vergleichen. Da die Chinesen ein sehr fröhliches und gar nicht schüchternes Volk sind, ging es dementsprechend laut und lustig her. Ein Grossteil dieser Strecke führte durch die Wüste Gobi und trotz geschlossener Fenster, war sogar im Waggon die Luft staubig und somit recht unangenehm.

Am Abend war noch mal umsteigen mit 4 Stunden Aufenthalt in Yinjing und wieder Gutschein einlösen angesagt. Alles hat super geklappt. Am nächsten Morgen rollten wir dann in Peking ein.

Freitag, 31. August 2007

Mongolei

22.08 bis 31.08

Acht Tage lang ging es mit dem Jeep durch die mongolische Steppe

Wir kamen um sieben Uhr morgens in Ulaanbaator an, und ich checkte mit den Spaniern im gleichen Hostel ein. Die Uebernachtung kostete nur 5 USD, was endlich ein richtig guenstiges Land war, nach dem westlichen Preisniveau in Russland. Dieser Tag war ein richtiger Arbeitstag, da es fuer mich einiges zu organisieren gab. In der Bank habe ich neue Traveller Cheques beantragt, und bereits am naechsten Tag neue erhalten. Dann habe ich Passfotos gemacht und bei der chinesischen Botschaft meine Unterlagen fuer das Visa eingereicht. Nach Telefonaten mit der Sparkasse habe ich mitbekommen, dass die Mastercard einen 48 Stunden Ersatzkarten-Sevice anbietet. Also habe ich mit der entsprechenden Hotline in den USA telefoniert. Allerdings bekam ich dann irgendwann mal mit, dass das Hostel lediglich eine Strassenadresse hat, aber keine Postadresse. Somit faellt dieser Service erst mal fuer mich aus, und ich werde es in Peking noch mal versuchen. Mit meinen neuen Traveller Cheques und dem vorgestreckten Geld von Jordi konnte ich erst mal einige Tage ueberleben. Ach ja, und ein neues schoenes Portmonee habe ich mir auch noch gekauft.

Am naechsten Tag ging dann unser Trip los. Acht Tage mit dem Jeep durch den Westen der Mongolei. Und wir waren direkt begeistert, von der schoenen saftigen und bergigen Landschaft die aussah, wie von einem gruenen Teppich ueberzogen. Zwischendurch immer wieder Schaafe, Ziegen, Pferde, Yaks und Kamele. Dann hier ein Dorf, und da einzelne Nomadenzelte (Jurten). Ich war immer wieder vom Orientierungssinn unseres Fahrers beeindruckt, der sich in dieser strassenlosen "Pampa" zurechtfand. Lediglich ca. 30 Prozent unserer Strecke war asphaltiert. Der Rest war unbefestigte Strasse oder Offroad. Dabei haben wir auch mehrere Fluesse durchquert. In der Mongolei gibt es keine Strassen, sondern nur Richtungen.

Waehrend dem Trip sind wir immer in den Jurten untergekommen. Die Uebernachtung inkl. Halbpension kostete ganze 3 USD. Wobei der Service natuerlich sehr eingeschraenkt war. Zum Glueck hatten wir gutes Wetter und das Bad im Fluss bzw. im See war nicht all zu kalt. Das Essen war zwar eine Horizonterweiterung fuer die Geschmacksnerven, aber lecker war es nicht wirklich. Am letzten Abend musste ich wegen Magenproblemen etwas frueher ins Bett, war aber am naechsten Tag gluecklicherweise wieder richtig fit.

Am Anfang des Trips haben wir die Strapazen der Jeep-Fahrt noch gut weggesteckt, weil die Landschaft neu und sehr beeindruckend war. Aber gegen Ende wurde die Schaukelei immer anstrengender. Es war so holprig, dass es auch vorkam, dass man mit dem Kopf gegen die Decke gestossen ist. Zurueck in Ulaanbaator gab es nun einen ganzen Tag bis zur naechsten Zugfahrt. Also habe ich mein chinesisches Visa abgeholt und einen neuen internationalen Studentenausweis (ISIC) besorgt, der sehr oft zu ermaessigten Eintritten berechtigt. Dafuer bin ich zur Uni gegangen und wurde von verschiedenen Dozenten ueber den halben Campus gefuehrt, bis ich endlich an der richtigen Stelle war.

Juan, einer der Spanier, ist ein semiprofessioneller Fotograph. Einen Blick auf die Bilder aus der Mongolei auf seiner Homepage kann ich nur empfehlen: http://www.joanubide.com/portfolio-en/?album=mongolia_web&language=en (in manchen Fällen muss der Link manuell kopiert und im Browser eingefügt werden)

Mittwoch, 22. August 2007

Irkutsk -> Ulaanbaatar

20.08 bis 22.08
Es wurde etwas internationaler auf der Streck Russland -> Mongolei

Vor allem erstmal vielen Dank fuer die angebotene Hilfe in den Kommentaren. Nachdem ich, emotional benommen, meinen Platz im Zug eingenommen habe bin ich im Zugwaggon auf die gleiche Hilfsbereitschaft in der "Traveller-Community" gestossen. Sunil - der in den USA lebende Inder, Fabiano - der deutschssprechende Brasilianer, Christian - der Italiener und Jordi der Spanier, sie alle boten mir an, mir ggf. Geld vorzustrecken. Nach dem Schock vor dem Einsteigen, tat es ganz besonders gut, von diesen Menschen umgeben zu sein.

Die Herkunft der Passagiere hat sich stark geaendert. Waehrend ich auf der Strecke von Moskau nach Irkutsk das Gefuehl hatte, der einzige nicht-Russe zu sein, waren jetzt auf der Strecke von Irkutsk nach Ulanbaatar die Traveller in der Mehrzahl. Meine Abteil-Kollegen waren jetzt ein Brasilianer und ein junges Paar aus Oesterreich. Weil der Brasilianer perfekt deutsch sprach, wurde sogar auf deutsch kommuniziert. Aber natuerlich waren im Waggon auch Mongolen und Russen anzutreffen.

Der Inhalt der Gespraeche auf den Fluren war natuerlich meistens von Reisegeschichten gepraegt. Die einen reisen lediglich 3 Wochen und die anderen haben noch gar kein konkretes Ende in Sicht. Und wenn die Kameraden von anderen Laendern schwaermen, dann faellt es nicht schwer, naechste Ziele auf seine persoenliche Reiseliste zu setzen.

Am Mittag des naechsten Tages erreichten wir dann die russische Grenze. Ausser, dass Waggons an- und abgehaengt wurden, und die Lok hin- und her rangierte, passierte erst mal 3 Stunden lang nichts. Schliesslisch wurden wir in die Waggons gebeten, und kurz darauf erschienen die russischen Zollbeamten und sammelten unsere Paesse ein.

Die Reisekollegen und ich hatten darauf spekuliert, dass ich vielleicht in einem russischen Arbeitslager enden werde. Ich hatte naemlich festgestellt, dass meine Einreisebestaetigung und meine Registrierung (musste ich in St. Petersburg machen und kostete mich ca. 25 Euro. Einzuordnen als altsovjetische Schikane bzw. Bewegungskontrolle. Bewirkt unter Travellern eine grosse Ungewissheit, wie und ob es ueberhaupt wichtig ist) ebenfalls im Portmonee und somit nicht mehr da waren. Ich haette noch nicht mal eine Geldstrafe zahlen koennen, weil ich schliesslich nichts hatte. Dementsprechend war ich sehr ueberrascht, als mir der Zollbeamte kommentarlos meinen Pass zurueckgab.

Danach marschierten die Zollbeamten den Waggon-Flur auf und ab, klopften paar Abdeckungen ab, schauten in Ablagen und checkten stichprobenartig - vor allem bei Russen und Mongolen - das Gepaeck. Dabei habe ich beobachtet, dass die Jungs und Maedels von der Grenze ihre funktionale Macht zelebrieren. Und vor allem sind die Prozeduren eine bierernste und ausgedehnte Angelenheit, bei der sehr sehr ernste Mienen aufgesetzt werden. Wir haetten ja fast gezittert bei diesem Kasperle-Theater :-)

Und das war erst Teil Eins. Die mongolische Grenze hatten wir noch vor uns. Also das ganze Prozedere noch mal, allerdings ein Tick freundlicher als bei den Russen. Alle bekamen ihre Paesse zurueck. Ausser die beiden Spanier und ich. Mein Reisepass sei "zu verschlissen" und ich muesse eine Strafe von 40 USD zahlen. Da es aber schwierig ist, einem blanken Mann in die Taschen zu greifen und ich von meinem geklauten Portmonee erzaehlte, setzte die Dame schliesslich etwas missmutig den Stempel in meinen Pass. Die Spanier mussten den Zug verlassen, da sie versehentlich 4 Tage vor Gueltigkeit des Visas einreisen wollten. Nach langem hin- und her, Telefonaten und Verhandlung durften die beiden fuer eine 40 USD Geldstrafe wieder in den Waggon, begleitet von einem "Welcome back" aller Passagiere.

Das die Spanier wieder zurueckkamen, war auch fuer mich von Vorteil. Ich hatte mich naemlich bereits vorher mit Ihnen und dem Italiener auf einen gemeinsamen Trip in der Mongolei geeinigt. Ausserdem wollte ich auf Jordi's Angebot zurueckgreifen, mir Geld vorzustrecken.

Nach insgesamt 11 Stunden an den Grenzen ging es endlich weiter. Und die Landschaft aenderte sich fast schlagartig. Die sehr eingeengte Sicht auf die russische Taiga verwandelte sich in die bergige Weiten der mongolischen Steppe. Nach einer geselligen und gemuetlichen Runde im Abteil, ging es in die zweite Nacht.

Am naechsten Morgen um 7 Uhr Ortszeit erreichten wir dann Ulaanbaatar, die Hauptstadt der Mongolei.

Irkutsk & Baikalsee

18.08 bis 20.08


Ich bin am Samstag frueh um 3 Uhr in Irkutsk eingetroffen. Meine Gastgeberin war so nett, mich mitten in der Nacht am Bahnhof abzuholen. Am naechsten Tag stand Geld besorgen und Zugticket buchen an. Dabei ist es sehr praktisch, wenn man auf Locals zurueckgreifen kann. Ina, die Gastgeberin ist eine nette und hilfreiche Dame, die allerdings so schuechtern war, dass es mir unangenehm wurde. Ich wollte aber sowieso an den Baikalsee und Irkutsk ist mit seinen 70 Kilometern Entfernung sozusagen das Tor dazu. Also bin ich mit dem Bus dorthin gefahren. Als man endlich den Blick auf den See erhaschen konnte, habe sich alle zu den Fenstern gestreckt. Es ist eben ein ganz besonderer See, mit seiner ca. 600 KilometernLaenge, 1.700 Metern Tiefe und dem extrem sauberen Wasser. Dort angekommen, habe ich eine Unterkunft (ein Homestay) organisiert und bin am See entlanggeschlendert. Dabei formierten die Wolken einen ganz besonderen Hintergrund zum See. Am naechsten Tag bin ich gewandert und habe eine geniale Aussicht auf den See genossen.

Am Abend wollte ich eigentlich mit der "Raketa" zurueck nach Irkutsk fahren. Die Raketa ist ein sehr schnelles Passagierschiff. Erst kam es 15 Minuten zu spaet und dann hiess es auch noch, dass es voll ist und keine Personen mehr aufgenommen werden. Also fiel dieses Erlebnis aus. Im Chaos der wartenden Leute, die alle zurueck nach Irkutsk wollten, habe ich dann Lucca und Jeremy kennengelernt. Zurueck in Irkutsk, habe ich ihrem Hostel eingecheckt und wir hatten einen geselligen Abend.

Der Montag war dann gemuetlich. Bin durch Irkutsk geschlendert, habe mein Tagebuch und Blog gepflegt, und auf den Abend gewartet, weil um 20:40 Uhr die Zugabfahrt nach Ulan-Baator (Mongolei) anstand.

Mit einem Englaender aus dem Hostel bin ich zur Strassenbahn gelaufen, um mit dieser zum Bahnhof zu fahren. In der Strassenbahn haben wir noch zwei weitere Backpacker getroffen, die uns schon mal ueber den Weg gelaufen sind. Wir hatten uns in der vollen Strassebahn nett unterhalten. Bei ein automatischen Routine-Kontrolle meiner Taschen durchfuhr mich ein Schock, da ich mein Portmonee nicht mehr finden konnte. Mein Portmonee, in dem jede Menge Bargeld, reichlich Traveller-Schecks, meine Kreditkarte, EC-Karte, Fuehrerschein und so weiter befindet (intelligente Risikostreuung und keine Plan B .... Viele Jahre unbeschwertes Reisen haben mich zu mangelnder Vorsicht verleitet). In der Panik habe ich laut saemtliches Vokabular auf russisch von mir gegeben, um auf den Diebstahl aufmerksam zu machen und die Hilfe der anderen zu hoffen. Allerdings waren die Passanten lediglich um guten Halt bemueht, oder schauten aus dem Fenster. Ich kam mir verdammt hilflos und verloren vor. Ich hatte einen Hauptverdaechtige, deren Tasche in durchsuchte und ihr auch noch hinterherlief, allerdings war der Geldbeutel wohl schon in ganz anderen Haenden. Diese Unaufmerksamkeit und Unfaehigkeit, die Situation noch zu retten, muss man sich erst mal vergeben koennen. Diese Szene lief noch Tage vor meine geistigen Linse ab.

Was macht man im Ausland ohne Kohle und ohne irgendeinen Zugang zu Geld. Der Englaender war so nett, mit 300 Rubel zu geben (ca. 8 Euro). Zum Glueck hatte ich mein Reisepass und meine Zugticket noch, sodass ich die Zugreise antrat, wobei ich erstmal noch geistig benommen war von dem dummen und belastenden Ereignis. Wie geht es weiter? Schliesslich steht noch mehr als die Haelfte der Reise vor mir und "ohne Moos nicht los".

Ich habe zwar weder das Portmonee noch den Inhalt zurueckerhalten, aber es ging weiter. Schliesslich darf man sich von den Paar Spielverderbern auf dieser Welt nicht die Laune verderben lassen. Ich selber neig(t)e auch dazu, deswegen ganz Russland "sch...." zu finden. Allerdings gab es am Anfang geniale Zeiten, mit super Gastgebern wie Alexey, Alla, Evgeni und Ina, die ich an dieser Stelle nicht vergessen moechte. Wie es weiterging, ... im naechsten Blog.

Montag, 20. August 2007

Moskau - Irkutsk

14.08 bis 17.08 (5.000 KM, 91 Stunden, 5 Zeitzonen)

Meine Abteilkollegen. Nach einer Stunde bin ich auch mental eingestiegen.

Am 14.08 habe ich um 13 Uhr den Zug bestiegen. Endlich war es soweit. Das Ticket habe ich mir drei Tage vorher mit Hilfe meines Gastgebers am Bahnhof gekauft. In den Zug kommt man nicht so einfach, weil die Provodnitza (Schaffnerin) an der Tuer steht und vorher die Tickets prueft. Diese Pruefung habe ich bestanden und habe sogleich mein Abteil aufgesucht. Das Feeling in der ersten Stunde war sehr ernuechternd. Mit Abenteuer und Begeisterung hatte es erst mal gar nichts zu tun. Mir begegnete ein Interieur welches eher schlechte Laune verursacht. Die Passagiere im Zug hatten ganz furchtbare Jogginghosen an, die bei zu langer Betrachtung vermutlich Augenkrebs verursacht haetten. Aus den Boxen schepperte seltsame Musik. Von russischen melancholischen Liedern bis hin zu alten Hits wie Modern Talking's "Brother Lui", Ace of Base's "Wheel of fortune" oder Bonny M's "Daddy Cool". Ausserdem war es extrem heiss bei der Abfahrt, knapp 30 Grad Celsius, sodass ich schweissgebadet war. Soviel zum ersten Eindruck. Von wegen"Romantik, Mythos und Abenteuer Transsib".

Eine Stunde spaeter hat sich meine Sicht etwas vernebelt. Meine Abteilkollegen stellten sich vor. Andrey, Dimitri und Tatjana aus Mokau waren auf dem Weg in den Urlaub. Eine Flussreise in Norden, welche in Krasnojarsk beginnt. Der Tisch war brechend voll mit Schaschlick, Salami, gebratenem Fisch, Tomaten und Gurken. Dimitri's Frau Olga und Tochter Anna vom Abteil nebenan gesellten sich auch noch dazu. Sie luden mich ein, an der Schlemmerei teilzunehmen. Dann packte der Andrey eine 3 Liter Flasche Kwas aus, ein gewoehnungsbeduerftiges nationales alkoholfreies Getraenk. Er hat den Geschmack sehr gelobt und das Einschencken war eine kleine Zeremonie. Als er aber allen nur recht wenig eingoss, und meine Nase einen starken Geruch wahrnahm, vermutete ich etwas. Es war kein Kwas sondern selbstgebrannter Vodka. Er bezeichnete ihn zwischendurch auch als Lecarstwa (Arznei). Dann gab es die erste Runde, die zweite usw.. Auf einmal passte alles zusammen. Die Musik, das Interieur, das Outfit der Leute, die Luft. "Mythos Transsib", jetzt bin ich auch mental eingestiegen.

Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, mich bei den vielen Stopps immer am Bahnsteig zu versorgen, wo saemtlicher Bedarf gedeckt werden kann. Allerdings bescherten mir meine neuen Freunde eine Vollversorgung. Brei zum Fruehstueck und sonst Fleisch, Fisch, Salami und Gemuese. Ich habe zwischendurch am Bahnsteig Bier und Haehnchenschenkel besorgt und beigesteuert, um nicht ganz so beschaemt dazustehen.

Im Gang ist vor allem den Kindern aufgefallen, dass ich kein russisch spreche. Also hatte ich sie regelmaessig um mich, aufgrund ihrer guter Absicht, mir russisch beizubringen. Sie zeigten auf verschiedene Gegenstaende und sagten mir das russische Wort dazu.

In Krasnojarsk stiegen meine Freunde aus, und Irina, eine sehr schweigsame, teilte jetzt das Abteil mit mir. Also kam ich auch mal zum lesen und zum hoeren des interessanten Stoffs auf meinem MP3.

Montag, 13. August 2007

Megametropole Moskau

09.08 bis 14.08
Mein Gastgeber Evgeni und ich auf dem roten Platz


Nach sieben Stunden Zugfahrt habe ich Moskau erreicht. Dank einer guten Wegbeschreibung von Alla, meiner naechsten Gastgeberin, konnte ich sie gut finden. Ausserdem dank eines Semesters Russisch an der Uni, welches mir den Zugang zum kyrillischen Alphabet und einigen Vokabeln verschaffte. In der Metro und auf Strassenschildern ist naemlich die Beschreibung mit lateinischen Buchstaben eher die Ausnahme. Das Personal, z.B. am Metro-Schalter, am Kiosk oder in der Wechselstube, ist der englischen Sprache in der Regel nicht maechtig.

Und wieder war ich begeistert von der Idee des Hospitality-Club. In dieser 10 Mio. Einwohner Stadt, von denen ich keinen kenne und die fuer mich alle Anonym sind, habe ich einen Stunde nach Ankunft gemuetlich mit Alla und ihrem Freund Dima beim Abendessen gesessen und mich sehr wohl bei ihnen gefuehlt. Ausserdem haben wir uns dermassen festgequatscht, dass es gleich mal 2 Uhr morgens wurde, bis wir uns in die Waagrechte begeben haben. Alla und Dima sind beide Mitte 20. Er ist Fotograf und sie arbeitet in einer Reiseagentur. Der gemeinsame Nenner bei Gespraechen ist natuerlich die Reiserei, ueber die es immer etwas auszutauschen gibt. Dima z.B. hat mal mit Freunden im Sommer einen Monat in Deutschland verbracht, wo sie in Einkaufszonen musiziert und somit Ihr Einkommen ein wenig aufgebessert haben.

Weil Alla und Dima am Wochenende fuer einen Kurztrip in die Ukraine aufbrachen, musste ich mir neue Gastgeber suchen. Also verabredete ich mich fuer Freitag Mittag mit Evgeni. Vorher habe ich bei der mongolischen Botschaft mein Visa beantragt. Das Treffen mit Evgeni hat geklappt und er selbst ist ein prima Bursche. Er ist in meinem Alter, hat Jura studiert, und arbeitet fuer eine Agentur die russischen Staatsbuerger im Ausland bei der Geltendmachung von Rentenanspruechen unterstuetzt. Aus diesen Gruenden ist er regelmaessig in Israel. Als er gleich am Anfang recht detailiert von seinen Aufgaben, und der in Aussicht stehenden Betreuung von Russen in Deutschland, hatte ich fast vermutet, dass er irgendwelche Geschaeftsbeziehungen mit mir aufbauen will. Aber diese Vermutung hat sich nicht bestaetigt, und ist mittlerweile beschaemend, da er einfach ein extrovertierter und geselliger Top-Gastgeber war, mit dem ich durch die Stadt gestrollt bin, guten Austausch hatte und der mir einen Grossteil seiner Freunde vorgestellt hat. Weder Kultur noch Party kam in dieser Zeit zu kurz.

Klischees
In Russland gehoert es zur guten Art, mit einer Dose oder Flasche Bier durch die Stadt zu laufen. Man sieht den Pendler am Morgen in der Bahn, der Anzugtraeger am Mittag im Zentrum und vermutlich mehr als die Haelfte der Passanten am Abend ausgestattet mit diesem Accessoire. Wenn sich die Treppen zu den Metro's am Abend in eine Flaschensammelstelle verwandeln, ergibt sich ein eher haessliches Bild.

und so weiter
Am Dienstag setze ich mich in den Zug und komme 5.000 KM weiter am Freitag in Irkutsk an, wo der Gastgeber auch schon so gut wie organisiert ist. Das Ticket fuer die Strecke kostet ca. 220 Euro.

Freitag, 10. August 2007

Praechtiges St.Petersburg

06.08 bis 09.08
Mein Gastgeber Alexey mit seiner Freundin auf der Strasse im Zentrum Nevsky Prospekt

Vor allem bin ich erst mal von der Idee des Hospitality Clubs begeistert. Ich habe mit Alexey, einem 24 jaehrigen Einheimischen eine Uhrzeit und Ort in der City ausgemacht. Ich wusste nicht, ob es klappt und ob ich mit dem Unbekannten zurechtkommen werde, und ob man sich nicht gegenseitig auf die Nerven geht. Er kam zwar nicht puenktlich, was mich kurz besorgte, aber dann stand er auf einmal mit seiner Freundin vor mir, und sie waren mir auf anhieb sympathisch.

Alexey lebt mit seinen Eltern und seinem juengeren Bruder in einer Wohnung im Sueden der Stadt, ca. 1 Stunde Metro+Bus von der City entfernt. Auch vom Rest der Familie wurde ich freundlich empfangen. Ich durfte im Wohnzimmer residieren. Alexey musste von 9 bis 19 Uhr arbeiten, und somit bin immer morgens mit ihm in die Stadt gefahren und abends zusammen zurueck. Tagsueber habe ich mein eigenes Ding gemacht, und abends etwas gemeinsam, d.h. mal durch die Stadt schlendern oder mal einfach zu Hause hocken und labern.

St.Petersburg mit dem Fluss, den vielen Kanaelen und Prachtbauten, den weitlaeufigen Strassen und dem Winterpalast mit der integrierten Ermitage ist wirklich beeindruckend. Beim Besuch des Winterpalasts ging ich vor lauter Raeumen fast verloren und hatte vor lauter Ueppigkeit fast eine Reizueberflutung.

Klischees
Ich muss ja zugeben, dass sich einige Klischees bewahrheitet haben. Die strenge und straffreudige Polizei zum Beispiel: Als Alexey und Freundin die Metro-Station mit Eis betraten, hat ein Polizist ihnen gleich die Leviten gelesen und Strafgeld kassiert. In einer Fussgaengerzone konnte ich den brutalen Umgang der Polizei mit Besoffenen beobachten. Die hohe Polizei-Praesenz ist auffallend: In Parks, an Kreuzungen, in Fussgaengerzonen und vor manchen Gebaeuden.

Begegnungen
Am Donnerstag, dem letzten Tag in St.Pete, habe ich die St.Isaaks Kathedrale bestiegen und den Ausblick auf die Neva (Fluss) und die Stadt genossen. Dabei bin ich mit dem "Waechter" dort oben ins Gespraech gekommen, dessen aeusserliche Erscheinung von einem schweren Leben zeugte. Er konnte sogar deutsch und war auch noch gerade dabei, mithile des Woerterbuchs Vokabeln zu pauken. Sein deutsch war wirklich nicht akzentfrei, aber dafuer die Grammatik korrekt. Er holte eine monatlich erscheinende deutschsprachige St.Petersburger Zeitung aus seiner "Waechterbude", die kuerzlich eine Erzaehlung von ihm veroeffentlicht hat. Darauf war er sehr stolz, erst recht, weil er wenig Bildung und schon gar nicht studiert, sondern sein Geld mit niederen Arbeiten verdient hat, wie er sagte. Eine weitere Erzaehlung hat er auch schon verfasst und hofft auf die Begegnung mit einen Touristen, der diese im Ausland veroeffentlicht.
Ich bin zwar nicht der Tourist, der ihm diesen Traum erfuellt, aber es war eine interessante Begegnung.

Sonntag, 29. Juli 2007

Mythos Transsib

Es wird Zeit für ein neues Abenteuer! 7.865 KM (132 Stunden) mit dem Zug von Moskau über die Mongolei nach Peking, mit Stopps in Irkutsk am Baikalsee und Ulaan Bator (Mongolei). In China stehen dann eine Schiffreise auf dem Jangtse, die Region Yunnan, Shanghai und die Lhasa-Bahn, über 5.000 Meter NN, nach Tibet an. Zurück geht es von Kathmandu (Nepal) mit dem Flieger.


Natürlich würde ich diesen Trip gerne mit Freunden erleben, allerdings ist es bei den langen Zeiträumen und den unkonventionellen Reiserouten sehr schwer jemanden zu finden. Und bevor ich meine Chancen verpasse, ziehe ich eben alleine los, was auch seine Vorteile hat. Allein sein werde ich trotzdem nicht, schliesslich findet man seinesgleichen (Backpacker) in jedem Winkel dieser Erde. Ehrlich gesagt wüsste ich gerade auch nicht, wie ich sonst die langen Semesterferien füllen sollte. Das Praktikum ist erledigt und die Reisekasse - dank den 5 Wochen als Werkstudent bei Merck - gefüllt. Vielleicht ist die Reiserei mittlerweile auch zur Sucht geworden. Jedenfalls freue ich mich auf die anstehenden Abenteuer, Begegnungen und Horizonterweiterungen.

Ich habe bereits des öfteren vom Hospitality Club gehört, den ich auf dieser Reise ausprobieren möchte. Eine Internet-Community, deren Mitglieder kostenlose Übernachtungen in der eigenen Wohnung/Zimmer/WG anbieten. Eine gute Möglichkeit, die Locals kennenzulernen. Die ersten Nächte in St.Petersburg sind somit schon klargemacht.

Die Absicht ist bereits über ein Jahr alt, die Pläne geschmiedet und der Rahmen organisiert. Sicherlich wird auf dem Weg der Plan aufgrund von spontanen Begegnungen und Ideen verworfen werden. Das ist auch gut so, schliesslich gehts es beim Individualreisen nicht nur darum anzukommen, sondern gerade um die Erlebnisse auf der Reise. Zum Beispiel um das was man beobachtet, wenn man ungeplant mehrere Stunden auf den Bus/Zug warten muss. Der Weg ist das Ziel!

"Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge der Zeit ermessen will, studiere Geschichte."
Kurt Tucholsky, deutscher Schriftsteller 1890 - 1935